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Help! My Mum went crazy.

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Beitrag von Damian Ceccarelli-Rushton Sa Jan 21, 2017 1:35 am

Ein grüner Flitzer fuhr mitten in der Nacht durch die Straßen Londons. Ein eiliger Brief hatte den Rushton Sprössling im Büro erreicht, der ihn zunächst verwundert die Stirn hatte runzeln lassen, nur um dann den besagten Ort ausfindig zu machen. ,,Monkeydonkey-Club.‘‘ Davon hatte Tobias beim besten Willen noch nie gehört. Er trieb sich auch nicht in der Muggel-Szene herum und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass seine Mutter das tat. Seinem Onkel war das noch eher zuzutrauen, doch war in Micks Brief die Rede davon, dass seine Mutter, die stets ehrbare Hannah Ceccarelli-Rushton, die Unruhestifterin sein sollte. Dann jedoch, dachte sich Tobias, dass in diesem Monat, seitdem er kaum noch aus dem Büro kam, einiges geschehen sein konnte. Vor allem wenn die momentane Situation beachtet wurde. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, dass seine Eltern auseinander gingen und das im Schlechten. Vor einem Jahr wäre er nie auf den Gedanken gekommen, es würde zu einer Trennung kommen und dann ging es rapide bergab mit ihnen. Tobias hatte zum Glück, oder Unglück, nicht genügend Zeit gehabt, um sich Gedanken über die Folgen dieser Trennung zu machen. Gemeldet hatte sich niemand, von ihnen beiden, bei ihm. Lediglich eine besorgte Josephine, der Tobias kein Ohr geliehen hatte. Victor Ceccarelli laugte den Jungen momentan zur Genüge aus. Sein Großcousin verlangte einiges von ihm. Die Berge an Unterlagen wurden immer höher, egal wie schnell Tobias arbeitete. Es glich einer Sisyphos-Arbeit. Es würde nie ein Ende nehmen und Tobias war sich sicher, dass Victor ihn los werden wollte mit diesen Bergen und dem damit verbundenem Stress und deshalb würde Tobias nicht ablassen von diesen Haufen. Isabella bekam ansonsten jede andere Aufmerksamkeit, die er aufbringen konnte, die aber selbst genug um die Ohren hatte und deshalb nicht zu viel Zeit in Anspruch nahm. Den Brief von Mick konnte Tobias leider nicht ignorieren. Außerdem hatte er sein Neugierde geweckt. Ein weiterer Grund, warum er jetzt im Auto saß, durch eine Straße voller Lokale und betrunkener Muggel zu fahren, von denen manche fast über seine Windschutzscheibe sprangen. Langsam glaubte Tobias ja, dass Mick nur einen Spaß machen wollte, um den Jungen von der Arbeit abzuhalten, dennoch ließ ihn der zweite Grund weiter fahren. Die Sorge um seine Mutter und seinen Onkel. Zwei erwachsene Menschen, die er eigentlich nicht an einem Ort wie diesen aufgabeln müssen sollte. Ein grelles Leuchtschild, verkündete Tobias, dass es sich dabei um den besagten Club handelte. Es bereitete Tobias Augenschmerzen, weshalb er den Kopf schnell wieder abwandte davon und sich lieber nach einem Parkplatz umsah. In dieser Straße gab es keine. Es war eine sehr breite, mit Gegenverkehr. Er müsste sich in Seitenstraßen umsehen. Ein Nachteil dieses Gefährts. Tobias blinkte links und bog in die Straße ein. Es war eine Einbahnstraße, die ihm ermöglichte sowohl links, als auch rechts zu parken. Die Verkehrsregeln hatte er in einem Schnelldurchlauf gelernt. Er merkte sich schnelle Dinge. Geparkt wurde das Auto auf der rechten Seite und Tobias stieg aus. Er trug eine blaue Jeans, ein weißes Hemd und darüber einen azurblauen Blazer, der hoch gestrickt war. Mit einem Blick auf seine goldene Armbanduhr, am rechten Arm, stellte er fest, dass es bereits nach drei Uhr morgens war und er stöhnte genervt. Er wäre jetzt viel lieber schlafend in seinem Bett, mit Isabella in seinen Armen, die sich an ihn kuschelte. Das Mädchen machte sich bestimmt schon Sorgen, doch erwartete sie bestimmt, dass er an diesem Mittwoch noch lange arbeitete, wie er es jetzt seit vier Wochen tat. Nach einem tiefen ein- und ausatmen marschierte Tobi los, die Straßen entlang und musste feststellen, dass ihn die betrunkenen, aufgedackelten Menschen an Zombies erinnerten. Manche ergaben sich vor den Lokalen, andere torkelten mit Flaschen herum und ließen sie fallen, oder flogen selbst hin. Er selbst schaute, dass er so schnell wie möglich weiter kam, als ihn eine geschätzt Sechzehnjährige angemacht hatte, in einem viel zu kurzem, weißen Minirock, mit unecht aussehendem, rotem Haar. An mehr hatte er sich nicht erinnern können. Vor dem Club stand ein großer, muskelbepackter Kerl, der Tobi von oben bis unten musterte, mit einem grimmigen Blick, als habe er ihn geschlagen. Was er zum Glück nicht getan hatte, denn sonst könnte er nicht eintreten. Bevor er jedoch wirklich in das Lokal vordringen konnte, hielt ihn ein weiterer Türsteher davon ab, der ihn dazu aufforderte, den Ausweis herzuzeigen. Tobias kramte nach seiner Geldbörse, die in seiner rechten, hinteren Hosentasche eingesteckt war und zeigte dem Typen seinen Führerschein. Eine Karte, die von der Zaubereibehörde an das Original der Muggel angepasst worden war, um bei einer möglichen Fahrzeugkontrolle nicht negativ aufzufallen. Kaum war er weiter gegangen wurde er auch schon wieder aufgehalten.
,,5 Pfund.‘‘ schnauzte ihn ein kahlrasierter Typ an, bekleidet mit einem roten T-Shirt, das sehr eng war, um seine Bizeps herum und ober seinen nicht mehr vorhandenen Augenbrauen schlängelte sich eine Schlange, oder zumindest ihr Körper, denn der Kopf schien am Hinterkopf wieder aufzutauchen. Tobias war kurz zu abgelenkt davon.
,,Wird’s gleich, du kleiner, feiner Pinkel?‘‘ motzte dieser und Tobias zog die Brauen nach unten, um diesem einen finsteren Blick zuzuwerfen. Erneut holte er das Portemonnaie hervor, das prall gefüllt war, mit Münzen und fast nicht in die hintere Tasche passe, um darin jedoch nach Muggelgeld zu suchen. Er legte dem Kassierer zwei Scheine hin, von denen er glaubte, dass es genug sein müsste.
,,Dein Ernst?‘‘ fragte der Kahlkopf sarkastisch und warf dem Jungen einen von beiden Scheinen zurück und suchte in der Kasse nach vielen weiteren Scheinen, um das Rückgeld zurück zu geben. Offensichtlich hatte Tobias zu viel vorgelegt. ,,So fein gekleidet, aber kann nicht zahlen.‘‘ Der Kahlkopf schüttelte den Kopf.
,,Streck die Hand aus.‘‘ forderte er Tobias auf.
,,Was?‘‘ fragte dieser verwirrt und der Kahlkopf hatte etwas in der Hand, womit er ungeduldig herum fuchtelte. Schnell stopfte Tobias sein Geld zurück und tat wie ihm befohlen. Der Andere legte das schwarze Ding auf Tobias Unterarm, den er zuvor umgedreht hatte und hob es wieder hoch. Zurück blieb ein Stempel mit einem Affen und einem Esel.
,,Aha…Monkeydonkey…‘‘ murmelte Tobias und folgte der dröhnenden Musik, die immer lauter wurde. Immer wieder rempelten ihn Leute an und andere beschimpften ihn grundlos. Diese Menschen mussten wirklich einen schrecklichen Musikgeschmack haben. Aus dieser Musik wurde Tobias nämlich nicht schlau. Mehr als Hämmere und Gedröhne war das nicht. Es tat höchstens in den Ohren weh und diese eigenartigen Muggel tanzten auch noch dazu.
,,Na mein Hübscher.‘‘ kam eine Blondine zu ihm und fuhr ihm über die Brust unter das T-Shirt. Ein angeekelter Schauer überkam ihn. Die junge Frau war zu sehr geschminkt und ähnelte einem Clown. Auch sie trug nicht sehr lange Klamotten und die Sicht auf ihr Dekolleté war eigentlich so ziemlich frei. Es ließ nicht viel Fantasien über und Tobias wandte schnell den Kopf ab. ,,Willst du etwas hiervon?‘‘ Sie zog die Hand weg und wedelte mit einem kleinen Päckchen herum, das mit weißem Pulver gefüllt war, das sie schnell wieder verschwinden ließ. Mit ihren Lippen kam sie ganz nah an sein Ohr, damit er sie besser verstehen konnte, aufgrund dieser Lautstärke.
,,Mich gebe es dazu.‘‘ sagte sie mit dieser anreizenden Stimme. Tobias ging einen Schritt nach hinten und schüttelte kurz den Kopf.
,,Vergeben.‘‘ verkündete er schnell und ging stur weiter nach vorne. Er musste hier so schnell wie möglich hinaus, sonst würde er noch austicken. Wenn Mick ihn wirklich nur veräppelt hatte, würde er ihm den Kragen umdrehen, ob angeheirateter Onkel hin oder her. Weitere Mädchen…und Jungs, tanzten ihn an und höflich, leicht gereizt lächelnd, schlängelte er sich vorbei und hielt dabei die Augen offen.
,,Na kann ich dir einen Drink ausgeben?‘‘ fragte ein Mädchen und klimperte mit ihren schwarz, angemalten Augenbrauen, als Tobias an ihr vorbei ging.
,,Nein danke.‘‘ grummelte er und fast fiel ein Betrunkener, ohne Gleichgewichtssinn auf ihn drauf.
,,Tsch-schuldige.‘‘ Tobias fing den Jungen, im kurzärmeligen Shirt auf und reichte ihn an seine Freunde weiter, die den Betrunkenen auslachten und herum schubsten. Nur sehr schwer kam Tobias weiter. Er war fast so weit, einfach umzudrehen, doch seine Sorge ließ ihn weiter machen. Immerhin hatte er bald das andere Ende des Clubs erreicht. Ihm war ein Raum noch nie zuvor so lange vorgekommen, wie dieser und auch die Luft hier drinnen war schrecklich. Fast ein jeder rauchte und eine Zigarette hatte bereits seine Hand gestreift und hinterließ einen roten, brennenden Strich, über den sich Tobias kurz rieb. Er hatte immer schon kleinerer Runden von Freunden favorisiert, die zusammen saßen, ein bisschen was tranken, nett plauderten, im Hintergrund mit guter Musik.
,,Tobias?‘‘ rief eine vertraute Stimme, genau neben seinem rechten Ohr und sofort wandte er sich um und runzelte verwirrt die Stirn. Eine Frau, mit kurzem, fast schwarzem Haar, saß ganz dicht neben einem jungen Mann, etwas älter als Tobias selbst.
,,Mu—‚‘‘ wollte er ansetzen, als er sich dann doch sicher war, seine Mutter vor sich zu haben, mit einer Zigarette in der rechten Hand und die andere auf der Schulter des Typen liegend.
,,Pssscht!‘‘ zischte sie und nahm die Hand von dessen Schultern, um den Zeigefinger ungeschickt an den Mund zu halten. Neben Hannah erkannte Tobias seinen Onkel, mit einem Cocktail Glas in der Hand, der ihn selig, aus kleinen Augen, anlächelte. Der andere Typ wandte sich um und musterte Tobias von oben bis unten.
,,Das ist Tobias. Tobi das ist Garry‘‘ lachte sie und legte nun den anderen Arm, mit der Zigarette, um den Hals den braunhaarigen, Kurzhaar-Typen. Tobias stand da, mit offenem Mund und wusste die Bilder, die sich ihm boten, nicht zu verarbeiten. Seine Mutter, mittleren Alters, bekleidet mit einer engen Hose und einem ärmellosen Top, schwarzweißen Top, an einem Mann hängend, der ihr Sohn sein könnte, zumindest wenn sich Tobias den Kerl so ansah, mit diesem modischen Haarschnitt, der hellen Jeans und dem weißen T-Shirt, das in diesem Diskolicht in allen Farben leuchtete. Miguell hingegen trug eines seiner seltsamen Hawaiihemden, einen Knopf zu viel geöffnet, sodass ein Blick auf seine Brust frei blieb. Allgemein war dieser Laden eigentlich nur für jungen Menschen, an dem die zwei Verwandten eindeutig fehl am Platz waren und Tobias würde nun wirklich bald die Fassung verlieren, wenn ihn seine Mutter und sein Onkel noch länger, selig anlächelten. Der Typ riss einen Witz und beide fingen zugleich an zu lachen, als wäre es das lustigste gewesen, was sie je gehört hatten.
,,Willst du auch was trinken, Kleiner?‘‘ fragte Miguell und stellte sein leeres Glas ab.
,,Nein.‘‘ sagte er bestimmt und fasste sich an den Kopf.
,,Komm Tobi, werd doch mal locker und trink was mit uns.‘‘ schlug Hannah ihrem Sohn vor und prostete ihm mit ihrem neu ergatterten Glas zu, das sie fast versehentlich auf Cool-Haarschnitt fallen ließ, der es aber noch rechtzeitig fangen kann und für Tobias Geschmack zu lange in die grünen, sehr schwarz angemalten Augen starrte.
,,Ihr kommt jetzt mit!‘‘ rief er fast zu laut aus und packte Hannah an der Hand, um sie von Garry weg zu ziehen, um das nicht mehr länger mit ansehen zu müssen.
,,Tobi!‘‘ versuchte sie es mit dem strengen Tonfall, der in ihrem jetzigen Zustand eher lächerlich klang und auch ihr fehlender Gleichgewichtssinn machte es Tobias leichter, sie von Garry weg zu bekommen. Als er von seinem Büro los gefahren war, hätte er niemals mit dieser Szene gerechnet und momentan verzweifelte er daran, wie er seine erwachsene Mutter und seinen erwachsenen Onkel aus diesem Club, in sein Auto verfrachten sollte, ohne Magie anzuwenden, die den Muggeln auffallen würde.
,,Mick macht sich Sorgen.‘‘ stellte Tobias fest und Hannah hatte sich mittlerweile wieder aus seinem Griff befreit und nun war es Garry, der ihre andere Hand festhielt.
,,Ach mein Mick, der macht sich doch immer Sorgen.‘‘ grinste Miguell und saß noch immer am selben Fleck.
,,Zurecht! Entweder ihr kommt jetzt mit…‘‘ drohte Tobias und Garry baute sich vor ihm auf, mit seinen leicht antrainierten Muskeln, von einem scheinbar wöchentlichen Training.
,,Oder?‘‘ fragte er lässig und ließ die Hand von Tobias Mutter nicht aus, was ihren Sohn fast schon rasend machte.
,,Oder ich rufe Dad, Mum.‘‘ Tobias lächelte ihr selbstgefällig zu, als wäre ihm DIE Idee eingefallen und sie starrte erzürnt zurück. Garry hingehen blickte erstaunt drein und Miguell grinste einfach nur vor sich hin.
,,Dein Sohn? Oder ein Spitzname?‘‘ fragte der dümmliche Garry und Tobias verdrehte die Augen. ,,Also wenn das dein Sohn ist, hast du dich echt gut gehalten.‘‘ Tobias schüttelte einfach nur angewidert den Kopf und war kurz davor, seine Drohung wirklich wahr zu machen.
,,Ich meine es ernst.‘‘ grummelte Tobias.
,,Spaßbremse.‘‘ motzte Hannah griff nach ihrer kleinen, schwarzen Ledertasche und ging voran, auf High-Heels, die sie in etwa so groß sein ließen, wie Josephine und deshalb 10 Zentimeter hoch sein müssten.
,,Miguell?‘‘ forderte Tobias den Onkel an und starrte ihn mit den hochgezogenen Augenbrauen an. Garry blickte noch immer Hannah nach, die in der Menge verschwand und Tobias konnte nur hoffen, dass sie auch wirklich den Weg nach draußen nahm. Miguell erhob sich langsam und Tobias musste ihn stützen, damit er nicht der Länge nach auf den Boden klatschte. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg nach draußen. Hin und wieder wollte sich Miguell hinsetzen, doch Tobias zog ihn unbarmherzig weiter. So betrunken hatte er die zwei noch nie erlebt und wollte das auch nicht wieder. Draußen angekommen entdeckte er zum Glück seine Mutter, die an der Hauswand lehnte und sich eine weitere Zigarette anzündet, mit einem Bein das sie abgewinkelt an die Wand gelegt hatte, mit dem dazugehörigen Schuh, der vor ihr am Boden lag.
,,Du rauchst.‘‘ stellte Tobias trocken fest und stützte noch immer Miguell.
,,Stell dir vor.‘‘ Hannah blies eine Rauchwolke aus und nahm noch einen Zug.
,,Und uns immer Vorträge halten, wie schädlich das ist.‘‘ murmelte Tobias in sich hinein, noch immer so fühlend, als sei er im falschen Film. Hannah nahm davon keine Notiz, sondern drückte die Zigarette am Mistkübel aus und warf den Stümmel hinein und zog ihren zweiten Schuh wieder an.
,,Was machen wir jetzt?‘‘ wollte sie mit einer motivierten Bewegung wissen und stützte sich wieder an der Wand ab, um nicht umzufallen.
,,Jetzt spazieren wir zu meinem Auto.‘‘ stellte Tobias fest.
,,Die grüne Karre, die dein Selbstbewusstsein poliert?‘‘ fragte Miguell und lachte klucksend.
,,Ja.‘‘ knurrte Tobias, sichtlich genervt. ,,Kommt endlich.‘‘ Hannah ging zu Tobias und tätschelte seinen Kopf.
,,Du bist viel zu unentspannt für dein Alter, Darling.‘‘ lachte sie und wankte. Tobias konnte nicht noch eine zweite Person stützen, weshalb er einfach hoffte, dass seine Mutter nicht hinfallen würde und sich ernsthaft verletzen würde.
,,Und du zu eigenartig.‘‘ grummelte Tobias.
,,Eigenartig…tzz…‘‘ Hannah versuchte ihr Haar zurück zu werfen, doch dafür war es zu kurz. Eine Tatsache, die Tobias ebenso noch immer verwirrte, wo seine Mutter doch lange, dunkelbraune Locken gehabt hatte.
,,Du musst abschalten können, Kleiner, besser abschalten.‘‘ murmelte Miguell vor sich hin.
,,Versuch das mal, wenn sich zwei Erwachsene wie Kinder verhalten.‘‘ schlug Tobias vor und die drei kamen sehr stockend dem Auto näher und überquerten dazu gerade die Straße, die zum Glück kaum befahren war, nur musste natürlich ein Auto auftauchen, das von Hannah ausgebremst wurde, weil sie nicht darauf geachtet hatte. Der Fahrer hupte laut, Hannah klopfte auf die Motorhaube, ging weiter und das Auto raste davon. Bei Tobias hatte es einen kurzen Herzkasper ausgelöst. Kaum vorstellbar, wenn seine Mutter durch ein Muggelauto ums Leben kam, obwohl sie bereits mit so vielen Gefahren zu tun gehabt hatte, abgesehen davon, dass er diesen Verlust lange verarbeiten müsste, auch wenn sich Hannah gerade so seltsam verhielt. Jetzt wusste Tobias auch, was Mick mit ,,Wahnsinn‘‘ gemeint hatte, wenn sich die zwei schon länger so aufführen sollten, wovon das Rauchen und die kurzen Haare zeugten. Miguell zumindest besaß noch die gleichen Haare. Lediglich ein Knopf mehr als sonst, war bei seinem Hemd geöffnet. Doch als sie beim Auto ankamen, fiel Tobias etwas anderes auf, als er genauer hinsah, was eigentlich gar nicht nötig war. Am Unterarm befand sich ein Tattoo, an der Innenseite. Er hievte Miguell auf den Rücksitz und schnallte ihn sogar fein säuberlich an. Viel sagte er nicht mehr dazu. Hannah setzte sich wie selbst verständlich auf den Beifahrersitz, wobei Tobias sie zuvor noch davon abgehalten hatte, auf der falschen Seite einzusteigen, mehr aus Verwirrung, als aus dem Willen, selbst zu fahren. Als auch er endlich im Auto war erkannte er an Hannahs linkem Arm, dass darauf dasselbe Abbild zu sehen war.
,,Ist das ein Tattoo?‘‘ fragte Tobias schockiert. Hannah erhob ihren Kopf, den sie zuvor noch am Fenster angelehnt hatte.
,,Jep.‘‘ antwortete sie nur ließ die Handtasche auf den Boden gleiten.
,,Ein Totenkopf mit einem Horn…aha…‘‘ Erneut schüttelte er fassungslos den Kopf und versicherte sich mit einem Blick in den Rückspiegel, dass es Miguell noch gut ging. Dieser schien eingeschlafen zu sein. Tobias fuhr los und reihte sich auf der Hauptstraße ein.
,,Warst du auch betrunken, als du dir das stechen hast lassen.‘‘ wandte er sich erneut an Hannah.
,,So ist es.‘‘ Den gleichen gleichgültigen Ton, wie vorhin, verwendete sie.
,,Du solltest wirklich auf deinen Alkoholkonsum achten…ihre beide.‘‘ sagte Tobias streng und blickte kurz zu seiner Mutter, die erneut den Kopf gegen die Windschutzscheibe gelegt hatte. ,,Ist dir schlecht?‘‘
,,Du musst mich nicht bevormunden, du bist mein Sohn.‘‘ stellte sie fest und hielt sich den Kopf.
,,Schön, dass du das noch nicht vergessen hast.‘‘ Tobias war auf der Suche nach einer verlassenen Gegend, um in den Flugmodus zu wechseln.
,,Mhm.‘‘ gab sie von sich. Tobias hätte nie damit gerechnet, so eine Unterhaltung mit ihr zu führen, wenn man es so nennen konnte.
,,So geht das nicht weiter.‘‘ beschwerte sich Tobias im ruhigen Ton.
,,Und wie das geht.‘‘ Hannah setzte sich wieder auf und spielte mit der Lüftung des Autos und drückte auf einen weiteren Knopf, der das Radio anschaltete. Kurz war sie erschreckt und betätigte den Drehknopf um mal laut, mal leiste zu stellen.
,,Lass das.‘‘ verlangte Tobias und verwendete einen anderen Knopf um das Auto unsichtbar zu machen. Der Weg bis nach Godrics Hollow war doch etwas weiter, um nur auf der Straße zu fahren. Hannah lehnte sich wieder zurück und stöhnte genervt, Tobias machte es ihr gleich. Es war viel zu spät, um noch so etwas zu erleben.
Hannah ging darauf über, mit der Türschnalle zu spielen, weshalb Tobias auch schnell die Türen verschloss, mit ebenfalls einem Knopf, seitlich bei seiner Türe.
,,Du verhältst dich wie ein Kleinkind.‘‘ grummelte Tobias und achtete auf die Wolken, die vor ihnen auftauchten und doch gutwillig waren und kein Gewitter beinhalteten, das ihnen schaden könnte.
,,Und du dich wie ein alter Mann.‘‘ gab sie daraufhin zurück und machte die Lüftungsschlitze auf und zu. Miguell gab lediglich schnarchende Töne von sich, was Tobias wenigstens eine Sorge nahm, denn wenn er schlief, konnte nichts weiter passieren.
,,Einer muss ja der Erwachsene sein.‘‘ stellte er fest und nahm Hannah mit der linken Hand den Zauberstab weg, den sie gerade aus ihrer Tasche hervor gekramt hatte. ,,Wer weiß was du heute noch anstellen würdest damit.‘‘
,,Es ist gesetzeswidrig, einem Mitglied der Polizeibrigade, den Zauberstab zu entwenden.‘‘ beschwerte sich Hannah und versuchte den Zauberstab zu Fassen zu bekommen, was nicht gerade förderlich war, während Tobias das Auto lenkte.
,,Du kannst ja versuchen mich festzunehmen, Mum.‘‘ Tobias blieb hartnäckig und seine Mutter ließ nach, als sie fast in einen Strommast krachten und er zum Fluchen anfing.
,,Das war knapp.‘‘ kommentierte Hannah belustigt und Tobias warf ihr einen finsteren Blick zu, der sie noch mehr erheiterte. Der Onkel rührte sich auf der Rückbank kurz, nur um sich umzulegen und weiter zu schlafen.
,,Nimm dir ein Beispiel an Migu.‘‘ brummte Tobias und blickte wieder starr nach vorne, um einer Kollision mit Masten zu entkommen.
,,Ich kann ja nichts dafür, dass der liebe Migu nicht so viel verträgt.‘‘ Hannah warf ihre Hände in die Luft.
,,Hm…‘‘ murmelte er nur und langsam tauchte unter ihnen eine Stadt auf, die eindeutig Godrics Hollow sein musste. Mit den vielen Häuschen, manche größer, andere kleiner und der Kirche, die sich in der Mitte des Dorfes befand. Tobias kannte dieses Dorf bestens, er war dort aufgewachsen. Es war ein lieblicher und ruhiger Ort. Perfekt für junge Familien und ihre Kinder, die dort Freunde fürs Leben finden konnten. Tobias hatte sich dennoch schon immer gewundert, wie es dazu kam, dass zwei ehemalige Slytherins in ein Dorf ziehen, dass nach dem Gründer vom Hause Gryffindor benannt worden war. Salazar Hollow gab es leider nicht, wobei es dem Jungen nichts ausmachte. Er liebte seine Heimat und womöglich würde er eines Tages selbst eine Familie gründen dort, würde die Last der Ceccarelli-Enterprise nicht auf seinen Schultern liegen und müsste er nicht in das Herrenhaus in Dalkey ziehen, sobald er sein Erbe antrat. So verlangte es die Tradition. Auch Isabella, seine Freundin, müsste sich dem fügen, sollte sie eines Tages seine Frau sein wollen.
,,Was denn Spätzchen?‘‘ Auch seine Mutter wurde ganz langsam müder, zumindest hatte sie aufgehört, sämtliche Knöpfe des Autos auszuprobieren. Tobias Augenlider wurden ebenso schwerer und er hatte Angst, einen Sekundenschlaf zu erleiden, doch bald waren sie angekommen.
,,Nichts.‘‘ sagte Tobias nur und rieb sich mit einer Hand über die Augen, während die andere am Steuer blieb.
,,Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, an einem…welcher Tag ist heute?‘‘ Tobias warf seiner Mutter einen fassungslosen Blick zu.
,,Mittwoch Mum…es ist Mittwoch…‘‘ erklärte er ihr kopfschüttelnd und suchte nach einer passenden Landestelle.
,,Dann halt an einem Mittwoch…‘‘ ergänzte sie und winkte ab.
,,Normale Menschen arbeiten am nächsten Tag, wo bei mir die Frage aufkommt, ob du nicht auch arbeiten müsstest?‘‘ fragte er nach mit einem Ausdruck in der Stimme.
,,Hm…ne…‘‘ gab sie nur zurück und lehnte ihren Kopf wieder an die Glasscheibe.
,,Weiß Dad was du momentan so…machst?‘‘ Das Auto kam auf den Boden und die Häuser, die zuvor noch wie kleine Flecken ausgesehen hatten, ragten nun links und rechts, hoch über ihnen auf.
,,Diese Person interessiert mich nicht.‘‘ sagte sie und wirkte, als wäre ihr schlecht, da sie nun die Stirn an das kalte Fenster hielt. Tobias konnte nur hoffen, dass ihr nicht so schlecht war, dass er an seinem Auto später noch eine Reinigung vornehmen müsste. Das wäre eines dieser Dinge, die er verdrängen müsste. Trotzdem öffnete ihm diese Situation die Augen. Lange hatte er nichts mehr von seinen Eltern gekümmert und so sah er seine Mutter wieder, ist er über alle Maßen schockiert. Sie ließ sich absolut gehen und wer wusste schon, wie lange das schon ging. Tobias wusste es nicht. Er war nicht da gewesen für sie, in dieser schweren Zeit, unter anderem da er den egoistischen Gedanken gehabt hatte, dass sie erwachsen waren und das selbst regeln konnten. Ein Irrtum, wie er erfahren hatte.
,,Wann hast du Dad zum letzten Mal gesehen?‘‘ Erneut warf er ihr einen Blick zu und bog in die Straße ein, wo sich das Haus von Miguell und Mick befand.
,,Keine Ahnung.‘‘ murmelte Hannah. ,,Völlig uninteressant.‘‘ Ganz klar war ihre Sprache nicht mehr. Sowohl sein Onkel, als auch seine Mutter hatten beim Alkohol Konsum definitiv nicht gespart.
,,Weißt du noch, was du gestern gemacht hast?‘‘ Eine spontane Frage von Tobias.
,,Was fragst du so blöd.‘‘ Ihr Sohn hatte das Gefühl, dass sie das nicht mehr so recht wusste und deshalb eine patzige Antwort gab. Er brachte das Auto vor der kleinen Hütte seines Onkels zum stehen. Durch die Fenster schien noch Licht. Mick machte sich offensichtlich wirklich große Sorgen um seinen Mann, wenn er nicht einmal den Schlaf finden konnte, um diese Uhrzeit.
,,Warte hier.‘‘ befahl Tobias seine Mutter und überlegte noch, ob er vielleicht das Auto absperren sollte, doch wenn sie sich übergeben müsste, war es doch besser, wenn sie die Türe aufmachen konnte. ,,Soll ich das Fenster runter machen?‘‘ Hannah erübrigte ihm die Frage, da sie selbst einfach die Türe aufmachte und fast vornüber auf das Pflaster kippte. Sie konnte sich noch rechtzeitig an der Türschnalle halten und blieb einfach so hängen. Weit würde sie nicht kommen können, also ließ Tobi sie dort wo sie war und ging um das Auto, um seinen Onkel aufzuwecken.
,,S-sind…wir sssschon im anderen Club?‘‘ gab dieser von sich und überdrehte unnatürlich die Augen.
,,Nein, bei dir daheim.‘‘ erläuterte ihm Tobias geduldig und packte den Onkel, der doch etwas mehr Masse besaß, als er selbst. Dick war er nicht, das behauptete Tobi nicht, er war einfach nur nicht so schmal wie er selbst. Angestrengt zog er an ihm und Migu gab nur wenige Töne von sich. Als er ihn endlich aus dem Auto bugsiert hatte, legte er seinen linken Arm um seine Schulter und näherte sich Schritt für Schritt der Türe. Auf dem steinernen Pfad zum Haus, musste er immer wieder einmal eine kurze Pause einlegen, um wieder genügend Kraft zu sammeln. Von Miguell kam keinerlei Unterstützung. Es bildete sich schon Schweiß auf Tobias Stirn, denn die Temperaturen lagen in letzter Zeit sehr weit oben. Dort angekommen klopfte er zweimal und wartete.
,,Sch-schaaaatz, mein Micky-Mausi. Ich bin wieder Zuhaaaaaaaauseeeeee.‘‘ rief er lallend, als die Türe aufging und das erzürnte Gesicht von Mick auftauchte. Miguell grinste seinen Mann an, wie ein Bekloppter.
,,Ich bin wirklich enttäuscht von dir und das wird ein Nachspiel haben, Miguell!‘‘ Mick strich sich über den Bart und zog Miguell dann am Ärmel des Hemdes.
,,Spar dir deine Worte Mick, er wird sich doch eh nicht daran erinnern können.‘‘ sagte Tobias müde und übergab den Onkel an ihn. Miguell hängte sich mit dem vollen Gewicht an Mick, sodass er kurz wankte und sich am Türstock festhalten musste.
,,Ich werde ihn wohl einsperren müssen, um ihn vor dem Einfluss deiner Mutter zu bewahren.‘‘ beschwerte sich Mick und Tobias überlegte sich kurz, ob er sie verteidigen sollte, doch hatte er ja selbst gesehen, wie sie momentan aufgelegt war. ,,Zum Glück sind ihre Urlaubstage bald vorbei.‘‘
,,Urlaubstage?‘‘ fragte Tobias unwissend nach.
,,Sie wurde beurlaubt, vor dem Wechsel in die Aurorenzentrale. Um die Überstunden auszugleichen, oder keine Ahnung wie das ist.‘‘ erklärte Mick und konnte seinen Mann bald nicht mehr festhalten. Miguell strich Mick immer wieder durch das Haar.
,,So weich.‘‘ grinste er tippste Mick in die Wange.
,,Hah…ok…dann gute Nacht.‘‘ Tobias erhob die Hand zum Abschied und berührte sich am Kinn und dessen Bartstoppeln, die er bald wieder abrasieren müsste auf Geheiß von Isabella.
,,Gute Nacht und kümmere dich bitte um deine Mutter. Danke dass du mir Miguell wieder heil nach Hause gebracht hast.‘‘ Tobias nickte nur und wandte sich um, zum Gehen. Er fand es doch schockierend, dass er nicht gewusst hatte, dass Hannah bald wieder in der Aurorenzentrale anfing. Es könnte sogar gut möglich sein, dass ihm Isabella davon erzählt hatte und er ihr nur nicht zugehört hatte. Das passierte ihm in letzter Zeit viel zu oft, weil er meistens zu müder für ein Gespräch war, wenn er heim kam. Hannah saß mittlerweile wieder im Auto. Die Tür stand noch immer offen. Er legte vorher noch ihre linke Hand, die nach unten hing, zu ihrer anderen und schloss vorsichtig die Türe. Als er jedoch seine eigene Autotür, hinter sich schloss, öffnete Hannah wieder ihre grünen Augen, dessen Schminke bereits verschmiert war und ihr das Aussehen eines Pandas verlieh. Ansonsten rührte sie sich aber nicht und auf Tobias Stirn bildeten sich Sorgenfalten. Er wollte seine Mutter nicht alleine in der Wohnung absetzen. Kurz überlegte er, ob er sie zu sich heim nehmen sollte, bis sie ausgenüchtert war, doch wie sollte er das Isabella erklären. Es musste eine andere Lösung geben und die kam ihm auch in den Sinn. An alldem war niemand anderes, als sein Vater schuld. Er hat ihr seelisches Leid zugefügt und sich nicht um sie bemüht. Also warum sollte Jonathan sich nicht um die eigene Frau kümmern. Wenn sie bereits geschieden wären, hätte er das doch mitbekommen! Hoffte Tobias zumindest. Aber nachdem sie sich seit Wochen nicht mehr gesehen hatten, blieb auch nichts anderes übrig. Außerdem war es doch gut, wenn sein Vater sah, was er angerichtet hatte. Es schmerzte Tobias, seine sonst so stolze Mutter in diesem Zustand zu sehen, wie sollte es dann erst Jonathan ergehen. Tobias startete den Motor.
,,Wohin geht es jetzt?‘‘ flüsterte Hannah und rührte sich noch immer nicht.
,,Nach Hause.‘‘ lächelte er und fuhr los. Diesen Weg würde er blind finden und sein Familienhaus war auch nicht weit von der Hütte von Miguell entfernt. Zwanzig Minuten zu Fuß und lediglich fünf mit dem Auto. Das große eiserne Tor schwang auf, als Tobias vorfuhr. Die steinernen Fenneke hatten den Kopf zu ihnen geschwenkt und Tobias identifiziert. Nur ein Rushton kam ohne Voranmeldung durch dieses Tor. Als es gänzlich aufgeschwungen war, fuhr er an und das Auto bewegte sich brummend die Einfahrt hoch. Er blieb gleich vor der Überdachung des Hauseinganges stehen und überlegte, wie er weiter vorgehen würde, da öffnete sich aber schon die Haustüre und ein Hauself steckte seinen Kopf nach draußen. Es war Boldy, der dann gleich wieder verschwand, als er Tobias grünes Auto erkannt hatte. Sein Vater würde nicht erfreut sein, um diese Uhrzeit noch aufgeweckt zu werden, doch es geschah ihm nur recht. Das Licht im Haus ging an und Tobias stieg aus dem Auto aus. Er vernahm Geräusche im Inneren des Hauses. Die berühmten knarrenden Stufen meldeten, dass sich eine Person hinab bewegte. Das alles erkannte Tobias nur, weil er angespannt lauschte. Seine Mutter schien noch nicht bemerkt zu haben, an welchem Ort sie sich befanden, da noch kein Mucks von ihr kam. Offensichtlich war sie wieder eingeschlafen. Eine ihm wohl bekannte Gestallt erschien nun vor der Türe. Groß und einschüchternd, bekleidet mit einem schwarz-weißen Pyjama und einem Schlafumhang. Hose und Umhang hatten das gleiche, verschnörkelte Muster, nur das Schlafshirt war rein weiß. Sein Vater hatte die Hände in die Hüften gestemmt, die Szene vor ihm inspizierend. An seinen Füßen befanden sich grüne, leichte Pantoffeln.
,,Was machst du so spät hier, Sohn?‘‘ fragte Jonathan barsch, als er zu ihm spazierte.

Jonathan stand da, seine Frau auf den Armen haltend und blickte dem Auto seines Sohnes hinterher. Es war immer wieder erschreckend, wie erwachsen sein Erstgeborener geworden war, manchmal viel erwachsener als er selbst. Er war stolz auf Tobias.
,,Du kannst mich gerne runter lassen.‘‘ hört er die Stimme seiner Frau, die ihn aus seinen Gedanken zog. Er blickte auf ihr Gesicht hinab, das sehr mitgenommen und müde aussah und das Gefühl der Schuld, das ihn schon seit Monaten verfolgte, war wieder stechend in vollster Erscheinung zurück gekehrt und begann sich wieder an ihm zu laben. Hannah fiel es schwer, die Augen offen zu halten, doch so wollte sie offensichtlich nicht in den Armen ihres betrügerischen Ehemannes liegen. Dennoch ignorierte er ihre Worte und hielt sie nur fester, denn er würde sie jetzt nicht los lassen, nicht bevor er dafür gesorgt hatte, dass sie in Sicherheit war und ihren Rausch ausschlafen konnte. Das war immer das, was Jonathan gewollt hatte. Seine Liebsten in Sicherheit zu wissen. Seine Frau und seine Kinder. Am Ende hatte er es vermasselt und das auf allen Ebenen. Seine wunderbare Frau mit einem jungen Ding betrogen, weil er zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hatte, oder aus einem absurden Grund, der ihm heute nur dumm vorkam, dann hatte er sein jüngstes Kind alleine gelassen, mit seinen Leiden und sich nicht verständnisvoll gegeben, sein ältester Sohn wusste vor Arbeit nicht mehr aus und seine Tochter vermasselte ihr Studium und wollte lieber Quidditchspielerin werden, wie eines dieser Arbeiterkinder.
,,Lass mich runter.‘‘ Jonathan trug Hannah in das Haus, rechtzeitig, denn sie begann sich stärker zu wehren, als würde sie wieder mehr Energie gewinnen.
,,Du Arsch sollst mich runter lassen.‘‘ sagte sie nachdrücklicher und Jonathan spürte einen kurzen Schmerz in seinem Arm.
,,Hast du mich gerade gebissen?‘‘ fragte er verwundert, lockerte dadurch aber nicht seinen Griff.
,,Du sollst deine dreckigen Pfoten weg tun.‘‘ wiederholte sie und bewegte sich nun mit mehr Kraft, sodass es Jonathan schon schwerer fiel, sie nicht fallen zu lassen.
,,Ist das ein Tattoo?‘‘ fragte er mit, vor Verwunderung, aufgerissenen Augen als er einen Arm von ihr erhoben hielt, damit ihre Gegenwehr nicht zu kräftig ausfiel.
,,Doch nicht blind…hmm?‘‘ gab sie nur zurück. Jonathan unterdrückte den Drang, mit seinem Zeigefinger über die Zeichnung zu fahren. Es war der Totenkopf eines Einhornes. Ohne das zusätzliche Horn würde es wie der eines normalen Pferdes aussehen, denn viel mehr unterschieden sich Pferd und Einhorn nicht, wenn man nur die körperlichen Faktoren beachtete. Weshalb die Ceccarellis ein Einhorn als Wappentier haben, war ihm noch nie klar gewesen. Dies waren unschuldige Tiere und mit einem Ceccarelli brachte man Unschuld nicht in Verbindung, zumindest nicht mit den führenden Tieren dieser Firma. Möge sein Sohn niemals in Machenschaften verwickelt werden, die ihm Probleme bereiten würden. Das war wahrscheinlich ein naiver Wunsch des Vaters. Er selbst wurde früh in die unehrlichen, blutigen Geschäfte seiner Familie involviert. Vielleicht wollte er genau aus diesem Grund nicht, dass sein Sohn das durchleben musste und dennoch waren ihm die Hände gebunden. Nicht umsonst trug der Rest seiner Familie einen Doppelnamen, nur um den Namen Ceccarelli zu erhalten. Es war ein Akt gegen des Stolz von Jonathan gewesen. Jeder Mann wollte den eigenen Namen an die Kinder weiter geben, vor allem an den Erstgeborenen, ohne davor einen größeren, mächtigeren Namen stehen zu haben. Wären seine Eltern noch am Leben, würden sie verurteilen. Er hätte seine Familie ganz groß werden lassen können. Die Rushtons hätten das Erbe der Ceccarelli übernommen, hätten sie in den Schatten gestellt. Doch Jonathan hatte erkannt, dass es keinen Sinn gehabt hatte. Er hatte seinen Namen an den zweiten Sohn übergeben, dieser stellte sich jedoch als nicht würdig genug heraus. Damian, sein ewiges Sorgenkind. Nicht würdig war womöglich zu streng gesagt, aber er würde niemals den Namen weiter geben können, so sehr Jonathan es auch gerne erzwingen würde, es trieb ihn nur weiter weg von ihm. Das hatte er erkannt. Er konnte Damian nicht nach seinen Wünschen formen, er musste ihn so akzeptieren wie er war und trotzdem brauchte er noch Zeit und Damian musste ihm diese geben.
Hannah nutzte diese Nachdenklichkeit des Mannes, ausgelöst durch das Tattoo und befreite sich. Jonathan reagierte rechtzeitig, um sie locker auf den Boden zu stellen, der für sie zu schwanken schien.
,,Ich empfehle dir, diese Haken los zu werden.‘‘ grinste Jonathan und erntete natürlich einen finsteren Blick. Er blickte nun auf seinen eigenen, rechten Arm und rieb sich über die Bissspuren, seiner Frauen. Es zeichnete sich darauf Zahn für Zahn ab und eigentlich fand er das eher erheiternd.
,,Deine Empfehlungen sind nichts wert.‘‘ entschied Hannah und tapste an der Wand entlang, die ihr Halt bot. ,,Hintergangen vom eigenen Sohn.‘‘ Seine Frau sprach mehr mit sich selbst. ,,…hier eingeschlossen…‘‘
Jonathan tippte sich mit einem Finger an das Kinn und beobachtete, wie Hannah der Tür immer näher kam und vor sich hin motzte. Mehrere Beleidigungen galten ihm, die er in ihrem jetzigen Zustand nicht ernst nehmen konnte. Anstatt jedoch die Eingangstüre als Ziel ihrer Gehversuche zu nehmen, ging sie stattdessen durch die Türe links davon und kam in das Wohnzimmer. Jonathan folgte ihr Schritt für Schritt, immer mit einem Kavaliersabstand, um darauf zu achten, dass sie sich nicht weh tat.
,,Hast du dich verlaufen?‘‘ schmunzelte Jonathan und Hannah verwendete nun eines der Sofas um sich oben zu halten.
,,Sei still du Wicht!‘‘ Sie hielt sich den Kopf und hantelte sich mit einer Hand um das Sofa herum. Ohne die Schuhe abzustreifen legte sie sich ungeschickt darauf und rollte sich ein, wie eine Katze, zumindest gerade so gut, wie es einem Menschen gelang. Das brachte Jonathan nur noch mehr zum Schmunzeln und er fand es fast schon Herz allerliebst. Er kannte das von seiner Frau nicht. Sie trank meist nur ein Glas Wein und damit war es das für sie. Auch noch als sie jung waren, hatte sie kaum etwas getrunken. In letzter Zeit womöglich, hatten sie beide zu mehr Gläsern gegriffen und damit hatte dieser Wahnsinn erst begonnen und nein, Jonathan wollte nicht weiter an das Debakel der letzten Weihnachtsfeier denken. Langsam näherte er sich seiner Frau und vernahm lediglich ihr ruhiges atmen. Sie schlief stets so ruhig wie ein Stein und schaffte es damit, auch ihn zu beruhigen. Schlief sie an seiner Seite, fiel ihm das Einschlafen viel leichter. Zurzeit fand er kaum noch Schlaf und wenn doch, war es ein unruhiger. Das kannte er nur von Zeiten, in denen selbst Hannah einen unruhigen Schlaf gehabt hatte, ausgelöst durch Sorgen, wie einst, als ihr bester Freund den Tod gefunden hatte. Würde er ihr jemals die Wahrheit gestehen, war es ein für alle Mal um ihre gemeinsame Zukunft geschehen. Sie würde niemals zu ihm zurück kehren, denn sie würde ihm niemals verzeihen können. Jonathan hatte Alistair niemals gemocht. Er war ihm immer ein Dorn im Auge gewesen, ein Dorn, der vernarrt in seine Frau gewesen war. Oft dachte er sich, dass sich Hannah lieber für Alistair entscheiden hätte sollen, nicht für ihn, er war schlecht, er hat ihren besten Freund, seinen Rivalen einfach ausgeschalten. Dann kamen wieder die Eifersuchtsgedanken auf und er weiß, dass er Hannah an niemandes Seite sehen kann, außer an seiner. War es dieser Grund, oder weil Alistair seine Identität aufgedeckt hätte, das wusste Jonathan nicht genau. Alles was zählte war, dass er diesen Kerl ermordet hatte und damit für eine sorgenvolle Zeit bei Hannah gesorgt hatte, die nur deshalb den Job als Aurorin aufgegeben hatte, um das langweilige Amt der magischen Polizeibrigade aufzunehmen.
Jonathan konnte mit Gewissheit sagen, dass Hannah schlief. Der Alkohol hatte ihr jegliche Sorgen genommen. Er setzte sich an die andere Seite des Sofas, lauschte kurz ihrem Atem und entfernte zunächst den Schuh des oberen Beines. Sie rührte sich nicht, als machte er sich auch an den anderen, der schon kniffliger zu entfernen war, da ihr oberes Bein darauf lag, doch auch das schaffte er. So war es für sie viel angenehmer, wenngleich sie erst nach dem Erwachen die Folgen dieser Nacht spüren würde. Mit einem Blick auf die Uhr, stellte er fest, dass er bald schon aufgestanden wäre. Tibsey würde bald durch das ganze Haus wuseln und Staub wischen. Um zu vermeiden, dass sie Hannah dabei aufweckte, hob Jonathan sie wieder vorsichtig hoch. Dieses Mal rührte sie sich nicht. Ihr Schlaf war fest genug, damit er sie hochtragen konnte, in die hauselfenfreie Zone. Seine Arme spannten schon langsam, obwohl sie im Vergleich zu anderen eher einer Feder glich. Schritt für Schritt ging er die knarrenden Stiegen hoch und er war sehr erfreut darüber, dass sie auch von diesem Geräusch nicht geweckt wurde. Auf der Galerie angekommen, wandte er sich nach links, wo sich ihr gemeinsames Schlafzimmer befand, vorbei an dem von Josephine. Die Tochter schlief bestimmt noch, wo sie selbst erst um eins heim gekommen war. Das hatte er nur dank seines leichten Schlafes bemerkt, zu Josephines Leid, denn eigentlich war die Mutter immer die gewesen, die sofort aufwachte, wenn eines der Kinder zu spät den Weg nach Hause gefunden hatte, während Jonathan ruhig geschnarcht hatte neben ihr.
Mit viel Anstrengung drückte er die Türschnalle des Schlafzimmers nach unten stieß die leicht mit dem Fuß auf. Vor dem Bett verlagerte er ihr Gewicht auf die rechte Seite, um mit der anderen Hand die Decke, der unberührten Bettseite aufzuschlagen. Mit viel Vorsicht legte er die schlafende Hannah hin, ihren Kopf seitlich platziert, wie es bei Betrunkenen empfohlen wurde. Kurz verschwand er im begehbaren Schrank, der ihnen beiden gehörte, um nach einem Pyjama zu suchen. Sie hatte nur wenige Klamotten mitgenommen, als sie verschwunden war. Gehofft hatte er ja immer, dass sie wenigstens zurück kommen würde, um mehr davon zu holen, doch eine Ceccarelli konnte den Schrank einfach mit neuen Dingen füllen, wie ihr derzeitiges Outfit, das ihm nicht bekannt vorkam. Damit war seine Hoffnung auf ein zufälliges Wiedersehen gestorben, doch sein Sohn hatte einfach auf andere Art und Weise dafür gesorgt, wofür er ihn eigentlich noch mehr lieben musste, wobei dieser es ja eigentlich nicht gut gemeint hatte. Jonathan stand unschlüssig vor ihrer Kleidung und suchte nach der richtigen Sorte. Seine Frau besaß wirklich viele Klamotten, selbst die Menge an Schlafgewand war unübersichtlich. Abgesehen von den Schuhen, die dreireihig im untersten Regal standen, alle glänzend und schön geputzt durch die Hauselfen. Seine Hälfte des Schrankes sah verglichen damit wirklich arm aus und ziemlich eintönig, da er fast nur Anzüge trug. Jonathan wollte nicht noch mehr Zeit vergeuden und entschied sich für den erstbesten Pyjama. Eine lange, blaue Hose, mit einem weißen Sternmuster und einem dazu passendem, weißen T-Shirt. Das stammte eindeutig von Damian. Er liebte Sterne über alles und zeigte diese Liebe auch durch Geschenke an sie alle. Jonathan zuckte mit Schultern und nahm diesen einfach. Er sah weder zu kalt, noch zu warm aus, also was könnte daran schon falsch sein, denn meckern könnte Hannah darüber nicht in ihrem derzeitigen Zustand.
Als er seine Frau mühevoll umgezogen hatte, legte er die Decke über sie. Jonathan kniete vor sie hin, ihr Kopf lag seitlich, der Mund leicht geöffnet, aus- und einatmend. Das war schon einmal ein gutes Zeichen und Jonathan müsste sie nicht in das St. Mungos bringen. Eine kurze, dunkle Haarsträhne hatte sich in ihr Gesicht verirrt und er strich sie sanft wieder weg und berührte dabei ihre Wange. Kurz hielt er inne, versucht ihr einen Kuss auf die Stirn zu setzen, wie er es schon so oft gemacht hatte, doch er hielt sich zurück, blickte für einen Moment noch auf ihr friedliches Gesicht und erhob sich wieder, nicht ohne zuvor noch die Decke fast bis zu Hannahs Kinn zu ziehen, damit sie es ja warm hatte. Er beschloss dennoch, sich neben sie zu legen, um darauf zu achten, dass sich ihr Zustand auch nicht verschlechterte. Zunächst streifte er die Pantoffeln ab und kletterte auf seine Seite des Bettes, legte sich jedoch nicht ganz hin, sondern lehnte seinen Kopf an das hintere Eisengestell des Bettes, um so zu verharren, immer mit einem Auge auf den Hinterkopf seiner Frau, um bei einer Regung reagieren zu können. Nach einer Stunde fielen auch ihm die Augen zu und er schlief in dieser ungemütlichen Position ein, die Hände auf seinen Oberschenkeln verschränkt, ohne Decke, die auf ihm lag, denn diese befand sich unter ihm.
Damian Ceccarelli-Rushton
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